ZDF: Der Klimawandel führt zu mehr Frühgeburten
ZDF: Der Klimawandel führt zu mehr Frühgeburten
emotional geprägt, Interessenkonflikt, unwissenschaftlich, Meinungsmache, oberflächlich
emotional geprägt, Interessenkonflikt, unwissenschaftlich, Meinungsmache, oberflächlich

Faktencheck

Faktencheck: Frühgeburten durch Klimawandel

Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) [1] führt der Hitzestress zu mehr Frühgeburten. Im Artikel des ZDF [2] wird zunächst der Leidensdruck der Frühgeborenen ohne Bezug zum Thema Klima geschildert, was emotional aufwühlend wirkt. Es gibt mehrere Zwischenüberschriften, die unterschiedliche Aussagen machen: Frühgeborene seien vom Klimawandel betroffen, Frühgeburten stiegen bei Hitzestress an, die Patientendaten seien mit denen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) abgeglichen worden. In Bezug auf die Studiendaten wird kaum ins Detail gegangen.

 

Das ZDF präsentiert an keiner Stelle des Artikels einen Link zur Originalstudie des UKE. Es wird nicht erklärt, wie genau rechnerisch nachgewiesen worden ist, dass der Zusammenhang wirklich zwischen Klimawandel und Frühgeburten und nicht nur zwischen Hitzestress und Frühgeburten besteht. Der emotionale Einstieg wirkt, als wäre er gewählt worden, um die Leser* vor allem über das Mitleid mit den Frühgeborenen anzusprechen. Weiterhin werden die Beziehungen der Autorinnen* zur Pharmabranche sowie zu von Privatpersonen finanzierten Stiftungen vom ZDF nicht erwähnt, etwa zur Else Kröner-Stiftung, die der Pharmafirma Fresenius nahesteht [3], oder zum Hamburg Institute for Advanced Studies, das zum großen Teil der privat finanzierten Zeit-Stiftung sowie weiteren Stiftungen nahesteht [4, 5, 6], und das, obwohl die Autorinnen* diese Kontakte in ihrem Artikel korrekt angegeben haben.

 

Wir haben die Studie des UKE genauer gelesen. Sowohl extreme Hitze als auch die Dauer einer Hitzeperiode jeweils in der letzten Woche vor der Geburt hatten einen ungünstigen Einfluss darauf, ob es zu einer Frühgeburt kam. Der Anstieg bei den Frühgeburten zeigt sich jedoch nicht bei den frühen Frühchen, die das ZDF im Artikel detailreich thematisiert, sondern ausschließlich in der Gruppe der Frühgeborenen in den späten Schwangerschaftswochen 34 bis 37. Dies erwähnt das ZDF jedoch nicht. Natürlich ist auch eine Frühgeburt ab der 34. Woche ein medizinisches Desaster, dennoch muss hier differenziert werden; dies hat das ZDF versäumt. Was das ZDF ebenso wenig erwähnt ist, dass Hitzeereignisse bei den Frühgeborenen vor der 34. Schwangerschaftswoche sogar einen verzögernden Effekt hatten, auch wenn die Anzahl der Fälle hier zu gering war, als dass diese Aussage als verlässlich betrachtet werden könnte. Die Autorinnen* haben zudem zwar auf einen Einfluss des Alters der Mutter** bei der Geburt überprüft, liefern jedoch keine genauen Zahlenwerte und halten laut eigenen Angaben einen Einfluss des Alters der Mutter für möglich. Das Alter werdender Mütter ist seit 1999 konstant angestiegen [7, 8]. Genau das steigende Alter der werdenden Mütter ist es auch, welches eine Hochrechnung der Autorinnen für die Zukunft, nach der die Anzahl der Frühgeburten mit steigender Temperatur weiter ansteigen wird, als möglicherweise nicht verlässlich erscheinen lässt. Denn während es durchaus möglich ist, dass die Temperatur aus verschiedenen Gründen (etwa aus menschengemachten Gründen sowie als Folge der Eiszeitperiodik) konstant weiter ansteigt, so stellt sich gleichzeitig natürlich die Frage, ob das Alter werdender Mütter weiterhin gleichbleibend ansteigen wird, oder ob sich zumindest dieser Anstieg in den kommenden Jahren schlicht aufgrund physiologischer Gegebenheiten verlangsamen wird. Wenn das der Fall wäre, so hätte das natürlich auch Auswirkungen auf die vorgenommene Hochrechnung; die fiele dann vermutlich weniger dramatisch aus.

Leider sind die Studiendaten nicht offen einsehbar. Dies wäre eigentlich bei anonymisierten Rohdaten, welche wie in der vorliegenden Studie von einer Ethikkommission abgesegnet wurden, ein in der Wissenschaft übliches Vorgehen. So gibt es leider keine Hinweise darauf, wie genau der Altersanstieg der werdenden Mütter verlaufen ist und ob es plötzlich auftretende Unregelmäßigkeiten beim Anstieg der hitzestressbedingten Frühgeburten gibt, die auf andere Ursachen hindeuten könnten, wie etwa Lockdowns, Pandemie-Stress oder die neuartigen Corona-Impfstoffe. Es ist nicht ersichtlich, ob die Daten um solche besonderen Ereignisse bereinigt worden oder zumindest auf Zusammenhänge mit solchen überprüft worden sind. In jedem Fall gibt es Hinweise auf einen negativen Einfluss der Letzteren auf Schwangerschaften [9].

 

Das ZDF versucht offenbar, über das Mitleid mit den Frühgeborenen die Meinung der Leser* in Bezug auf ihre Einstellung zum Klimawandel zu beeinflussen. Auf die Ergebnisse der eigentlich sehr interessanten Studie wird fast überhaupt nicht eingegangen; es werden lediglich Zahlen aus der Modellrechnung präsentiert, welche lediglich eine Hochrechnung, aber keine Berechung auf Basis real vorliegender Daten darstellt. Das ZDF liegt daher falsch, es ist nicht bewiesen, dass der Anstieg der Frühgeburten durch den Klimawandel verursacht wird. Die Möglichkeit, dass das gleichzeitig mit der Temperatur steigende Alter der werdenden Mütter ebenfalls die Ergebnisse beeinflusst haben könnte, lässt das ZDF völlig unerwähnt.

 

 

Quellen

 

[1] https://www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(23)00216-5/fulltext

[2] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/fruehgeburten-hitze-anstieg-klimawandel-studie-100.html

[3] https://www.ekfs.de/ueber-uns/geschichte

[4] https://hias-hamburg.de/ueber-uns/institution/

[5] https://www.law-school.de/

[6] https://www.law-school.de/spenden-foerdern

[7] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2022/PD22_18_p002.html

[8] https://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/geburt-des-ersten-kindes-durchschnittsalter-von-muettern-steigt-weiter-a-c8b83d1d-77dd-4b46-82af-66e5acfeea4f

[9] https://www.restart-democracy.org/2023/02/25/bundesregierung-die-neuartigen-corona-impfstoffe-beeinflussen-die-fruchtbarkeit-nicht/

 

* Es sind immer alle Geschlechteridentitäten gemeint.

** Wir verwenden den Begriff Mutter, da wir davon ausgehen, dass es sich bei der Mehrzahl der schwangeren Personen in der Studie um biologische weibliche Personen und damit Mütter gehandelt hat. Wir wollen damit keinesfalls eventuell in die Studie inkludierte schwangere Transgenderpersonen diskriminieren, allerdings halten wir Begriffe wie „schwangere Personen“ für störend in Bezug auf den Textfluss.

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Behauptung

Hitzestress führt zu mehr Frühgeburten.

Das sagt der Faktenchecker

Hitzestress führt zu mehr Frühgeburten.

Kritik am Vorgehen

Zunächst wird der Leidensdruck der Frühgeborenen ohne Bezug zum Thema Klima geschildert, was emotional aufwühlend wirkt. Es gibt mehrere Zwischenüberschriften, die unterschiedliche Aussagen machen: Frühgeborene seien vom Klimawandel betroffen, Frühgeburten stiegen bei Hitzestress an, die Patientendaten seien mit denen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) abgeglichen worden. In Bezug auf die Studiendaten wird kaum ins Detail gegangen.

Check the Checker Faktencheck

Wir haben die Studie des UKE genauer gelesen. Sowohl extreme Hitze als auch die Dauer einer Hitzeperiode jeweils in der letzten Woche vor der Geburt hatten einen ungünstigen Einfluss darauf, ob es zu einer Frühgeburt kam. Der Anstieg bei den Frühgeburten zeigt sich jedoch nicht bei den frühen Frühchen, die das ZDF im Artikel detailreich thematisiert, sondern ausschließlich in der Gruppe der Frühgeborenen in den späten Schwangerschaftswochen 34 bis 37. Dies erwähnt das ZDF jedoch nicht. Natürlich ist auch eine Frühgeburt ab der 34. Woche ein medizinisches Desaster, dennoch muss hier differenziert werden; dies hat das ZDF versäumt. Was das ZDF ebenso wenig erwähnt ist, dass Hitzeereignisse bei den Frühgeborenen vor der 34. Schwangerschaftswoche sogar einen verzögernden Effekt hatten, auch wenn die Anzahl der Fälle hier zu gering war, als dass diese Aussage als verlässlich betrachtet werden könnte. Die Autorinnen* haben zudem zwar auf einen Einfluss des Alters der Mutter** bei der Geburt überprüft, liefern jedoch keine genauen Zahlenwerte und halten laut eigenen Angaben einen Einfluss des Alters der Mutter für möglich. Das Alter werdender Mütter ist seit 1999 konstant angestiegen [7, 8]. Genau das steigende Alter der werdenden Mütter ist es auch, welches eine Hochrechnung der Autorinnen für die Zukunft, nach der die Anzahl der Frühgeburten mit steigender Temperatur weiter ansteigen wird, als möglicherweise nicht verlässlich erscheinen lässt. Denn während es durchaus möglich ist, dass die Temperatur aus verschiedenen Gründen (etwa aus menschengemachten Gründen sowie als Folge der Eiszeitperiodik) konstant weiter ansteigt, so stellt sich gleichzeitig natürlich die Frage, ob das Alter werdender Mütter weiterhin gleichbleibend ansteigen wird, oder ob sich zumindest dieser Anstieg in den kommenden Jahren schlicht aufgrund physiologischer Gegebenheiten verlangsamen wird. Wenn das der Fall wäre, so hätte das natürlich auch Auswirkungen auf die vorgenommene Hochrechnung; die fiele dann vermutlich weniger dramatisch aus.

Leider sind die Studiendaten nicht offen einsehbar. Dies wäre eigentlich bei anonymisierten Rohdaten, welche wie in der vorliegenden Studie von einer Ethikkommission abgesegnet wurden, ein in der Wissenschaft übliches Vorgehen. So gibt es leider keine Hinweise darauf, wie genau der Altersanstieg der werdenden Mütter verlaufen ist und ob es plötzlich auftretende Unregelmäßigkeiten beim Anstieg der hitzestressbedingten Frühgeburten gibt, die auf andere Ursachen hindeuten könnten, wie etwa Lockdowns, Pandemie-Stress oder die neuartigen Corona-Impfstoffe. Es ist nicht ersichtlich, ob die Daten um solche besonderen Ereignisse bereinigt worden oder zumindest auf Zusammenhänge mit solchen überprüft worden sind. In jedem Fall gibt es Hinweise auf einen negativen Einfluss der Letzteren auf Schwangerschaften [9].

Check the Checker Fazit

Das ZDF versucht offenbar, über das Mitleid mit den Frühgeborenen die Meinung der Leser* in Bezug auf ihre Einstellung zum Klimawandel zu beeinflussen. Auf die Ergebnisse der eigentlich sehr interessanten Studie wird fast überhaupt nicht eingegangen; es werden lediglich Zahlen aus der Modellrechnung präsentiert, welche lediglich eine Hochrechnung, aber keine Berechung auf Basis real vorliegender Daten darstellt. Das ZDF liegt daher falsch, es ist nicht bewiesen, dass der Anstieg der Frühgeburten durch den Klimawandel verursacht wird. Die Möglichkeit, dass das gleichzeitig mit der Temperatur steigende Alter der werdenden Mütter ebenfalls die Ergebnisse beeinflusst haben könnte, lässt das ZDF völlig unerwähnt.

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